Jörgis Leben Valery

Formulare, Schreiben und Rechnungen stapelten sich mittlerweile in einem so großen Umfang auf Jörgis Tisch, dass sie zusammengenommen fast ein eigenes Möbelstück ergaben. Langsam musste Jörgi sich fragen, ob der Stapel überhaupt zur Einrichtung passte.

Die Sitze im Bus sahen so aus, wie sie rochen. In den Sitzpolstern steckte gewissermaßen das Sitzgedächtnis der gesamten Stadt. Die Stoffbezüge waren mit jeder Körperflüssigkeit, jedem Mittagessen und der Restwärme von jedem Fahrgast bestens vertraut und haben diese mit ihrer weichen Oberfläche liebevoll aufgenommen und für immer in sich gespeichert.

Am Bahnhof gab es einen Automaten, der warme Suppe oder wahlweise einen Kaffee ausgeben konnte – durch denselben Schlauch. Jörgi wollte eine Suppe essen, aber hatte Angst vor der Kaffeenote in seiner Suppe.

Als Oma Jörgi ein kleines Mädchen war, wurden gerade die ersten Eisdielen eröffnet. Eis überhaupt war gerade erst frisch erfunden. Der Erfinder der Eiscreme Henry J. Camulet war übrigens Oma Jörgis Onkel. 1967 starb er an Hirnfrost.

Jörgi wusste, dass er mal ein ganz großer im Business sein würde. Wo er nur hinsah, fand er Potenziale, Chancen und Möglichkeiten zur Gewinnmaximierung. Seiner Meinung nach waren die herkömmlichen Geschäftsideen, die die Menschheit bisher zutage gebracht hat, einfach nicht ausgereift oder nicht richtig durchdacht. Bei solch mittelmäßigen Produktideen wunderte es ihn daher nicht, dass die Supermärkte immer so viel wegschmeißen müssen.  Zu Ostern wurden Unmengen von Schokoladeneiern, Gummibärchen und Osterhasen-Attrappen angeboten. Dabei sollte doch klar sein, dass niemand diesen Kram kaufen würde, wenn genau das jeder schon vom Osterhasen gebracht bekommen würde.

Jörgi hat diesen einen Bekannten; Torben heißt er. Oder vielleicht heißt er auch Torsten oder Torben. So ganz genau weiß es keiner. Mittlerweile traut sich auch niemand mehr nachzufragen; nach all den Jahren.