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Matthias Zehnder gibt Ihnen hier jede Woche zu denken. Das Thema: Medien und die Digitalisierung. Das Angebot: Konstruktive Kritik.

Matthias Zehnders Wochenkommentar Matthias Zehnder

    • Society & Culture

Matthias Zehnder gibt Ihnen hier jede Woche zu denken. Das Thema: Medien und die Digitalisierung. Das Angebot: Konstruktive Kritik.

    Daniel Dennett und der Mensch als Maschine

    Daniel Dennett und der Mensch als Maschine

    Letzte Woche habe ich hier über den «Eliza-Effekt» gesprochen, der das übergrosse Vertrauen erklärt, das Menschen einem chattenden Computer entgegenbringen. Eliza war der Name eines einfachen  Chat-Programms, das der deutsch-amerikanische Computerwissenschaftler Joseph Weizenbaum bereits 1966 entwickelt hatte. Die Menschen, die Eliza benutzten, waren überzeugt, dass der Computer sie verstand. Das wirft die Frage auf: Was ist es, das uns Menschen ausmacht? Goethe war überzeugt, dass der Mensch einen göttlichen Funken in sich trägt. Es ist ein Funke, der selbst das Grauen des Zweiten Weltkriegs überdauert. In Erich Maria Remarques Roman «Der Funke Leben» ist er auf die Hoffnung und den Überlebenswillen einiger Häftlinge im Konzentrationslager reduziert. Trotz des Grauens im Lager bewahren sie ihre Menschlichkeit. Der «Funke Leben» steht für die Unzerstörbarkeit des menschlichen Geistes. Auch John R. Searle ist überzeugt, dass es dieser Wille ist, der den Menschen ausmacht und ihm Bewusstsein verleiht. Der amerikanische Philosoph Daniel C. Dennett ist anderer Meinung. Für ihn ist der Mensch eine biologische Maschine und schlicht das Ergebnis der Evolution. Dennett sieht daher prinzipiell keinen Unterschied zwischen der biologischen Maschine Mensch und einer technischen Maschine mit künstlicher Intelligenz. Diese Woche ist Daniel C. Dennett gestorben. Ein Anlass, an seine Gedanken zur künstlichen Intelligenz zu erinnern: Ist der Mensch nur eine Maschine?
    Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über Medien, die Digitalisierung und KI.
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    • 14 min
    Der Eliza-Effekt: Warum wir auf Computer reinfallen

    Der Eliza-Effekt: Warum wir auf Computer reinfallen

    Wie intelligent sind Computer? Verstehen sie uns? Verstehen sie unsere Gefühle und Sehnsüchte? Davon sind heute viele Menschen überzeugt. Auch und gerade Programmierer. Blake Lemoine zum Beispiel war leitender Ingenieur bei Google – bis die Firma ihn entliess. Der Grund: Lemoine war überzeugt, dass die KI von Google keine seelenlose Maschine mehr sei, sondern ein Wesen mit Gefühlen und einem Bewusstsein. Die meisten Nutzer gehen nicht so weit. Immer mehr Menschen fühlen sich aber von den chattenden KI-Programmen gut verstanden. Manchmal sogar besser als von Menschen. Warum ist das so? Was bringt uns dazu, einer Maschine so viel Verständnis und Gefühl zu attestieren? Die Antwort findet sich in einem Experiment, das der deutsch-amerikanische Computerwissenschaftler Joseph Weizenbaum bereits 1966 durchgeführt hat. Das Programm, das er dafür entwickelte, hiess «Eliza». Die menschliche Vertrauenseeligkeit gegenüber Maschinen heisst seither «Eliza-Effekt». Mein Wochenkommentar über Joseph Weizenbaum und den Eliza-Effekt.
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    • 17 min
    Was heisst da schon normal? Über die Normalität

    Was heisst da schon normal? Über die Normalität

    Wir leben in seltsamen Zeiten: «Mainstream» ist zum Schimpfwort geworden, gleichzeitig sehnen sich die Menschen nach Normalität. Aber was ist Normalität anderes als das Gewohnte, das Gewöhnliche, das Akzeptierte – also der Mainstream? Niemand will der Norm entsprechen, aber alle wollen irgendwie normal sein. Aber ja nicht bloss Durchschnitt. Dazu passt, dass sich die meisten Autofahrer  für überdurchschnittlich gut halten. Bis zu 90 Prozent antworten auf die Frage: «Gehören Sie zur besseren Hälfte der Autofahrer?» mit Ja. Die Realität, wir wissen es, sieht anders aus. Aber diese Wirklichkeit verändert sich schneller, als es manchem lieb ist. Normalität ist deshalb zum Sehnsuchtsbegriff geworden. Zur Chiffre für eine heile Welt, in der das Normale noch, nun ja: normal war. Doch das war es, bei Lichte besehen, nie. Es gibt nur einen Ort, wo wir das finden und auch noch beeinflussen können, was wir normal finden: in unseren Köpfen. Mein Wochenkommentar über die Normalität.
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    • 13 min
    Verwirrung der Gefühle

    Verwirrung der Gefühle

    Diese Woche habe ich mich mit dem neuen Buch des deutschen Filmemachers Werner Herzog beschäftigt: «Die Zukunft der Wahrheit» heisst das Buch. Es ist ein autobiographisch gefärbter Essay über die Frage, ob es so etwas wie Wahrheit gibt in der Kunst, der Kultur und natürlich vor allem im Film. Herzog schreibt in seinem Buch, es gebe keine falschen Gefühle. Gefühle seien immer wahr. Als Beweise führt Herzog die globale Gefühlsaufwallung nach dem Tod von Prinzessin Diana an – und die Oper: Die Geschichten, die Opern erzählen, mögen noch so an den Haaren herbeigezogen sein – die Gefühle, die eine Oper im Publikum erzeugt, sind echt. Es gibt keine falschen Gefühle. Die grosse Frage ist: Was bedeutet das für unser Zusammenleben? Heisst das, dass alle Gefühle echt und wahr und damit berechtigt sind? Dass auch Fremdenhass oder Fremdenangst wahre Gefühle sind, die man ernst nehmen muss? Ich glaube nicht. Warum, das sage ich Ihnen diese Woche in meinem Wochenkommentar über die Verwirrung der Gefühle.
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    • 13 min
    Unsere leichtgläubige Gesellschaft

    Unsere leichtgläubige Gesellschaft

    Ich schreibe diese Zeilen am Gründonnerstag, also am Tag vor Karfreitag und damit vor den wichtigsten kirchlichen Feiertagen der christlichen Konfessionen. Am Karfreitag gedenken die Christen der Kreuzigung von Jesus von Nazareth, an Ostern feiern sie seine Auferstehung. Für gläubige Menschen bilden diese Tage das Zentrum ihrer Religion. Für alle anderen sind es einige willkommene Ferientage. Die Folgen sind kilometerlange Staus am Gotthard und voll besetzte Züge. Feiertage sind zu blossen Freitagen geworden, weil Religion in unserer Gesellschaft nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Wer meint, damit habe sich der Glaube aus der Welt verabschiedet, irrt sich aber ganz gewaltig. Die Menschheit weiss zwar immer mehr und dieses Wissen ist immer einfacher verfügbar, das heisst aber nicht, dass der einzelne Mensch sich nur auf sein Wissen beschränken könnte. Was Realität ist, hängt im Gegenteil sehr stark davon ab, was wir glauben. Weil das, was die Menschen glauben, heute so individuell und persönlich ist, haben wir uns nicht in eine besonders rationale, sondern in eine besonders leichtgläubige Gesellschaft verwandelt. Mein Wochenkommentar vor Ostern zu Glaube und Realität.
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    • 11 min
    Warum haben Computer keinen Humor?

    Warum haben Computer keinen Humor?

    Computer können fast alles. Rechnen, schreiben, komponieren, Röntgenbilder analysieren und manchmal sogar einparken. Sie sind schnell, präzise, ermüden nicht und brauchen keine Pausen. Etwas aber haben sie nicht: Humor. Gleich mehrere Studien zeigen, dass die KI keinen Witz hat. Auch die neuesten Versionen der künstlichen Intelligenz scheitern daran: Sie schaffen es nicht, lustig zu sein. Auf Befehl generieren sie zwar Witze, aber erstens sind viele davon kaum lustig und zweitens kann die KI selbst nicht darüber lachen. Warum eigentlich? Was lässt die schnellsten Rechenprozessoren daran scheitern, lustig zu sein? Und wenn das so ist: Könnte es sein, dass nicht Philosophie, Juristerei und Medizin und auch nicht die Theologie den Menschen ausmachen, sondern das Lachen? Mein Wochenkommentar über die Unfähigkeit der KI zum Humor. 
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    • 12 min

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