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Jeden Monat erscheinen frisch aufbereitete Klassiker und vergessene Filmperlen auf Blu-ray, zumeist bei mit Herzblut kuratierten Reihen von Boutique-Labels. Knut Brockmann und Jochen Ecke picken sich die Werke heraus, die sie besonders interessant finden, und sie reden darüber: über die Form, die filmhistorische Einordnung und filmische Besonderheiten.

Ein Filmarchiv Brockmann & Ecke

    • TV & Film

Jeden Monat erscheinen frisch aufbereitete Klassiker und vergessene Filmperlen auf Blu-ray, zumeist bei mit Herzblut kuratierten Reihen von Boutique-Labels. Knut Brockmann und Jochen Ecke picken sich die Werke heraus, die sie besonders interessant finden, und sie reden darüber: über die Form, die filmhistorische Einordnung und filmische Besonderheiten.

    Planet der Vampire (Terrore nello spazia), 1965

    Planet der Vampire (Terrore nello spazia), 1965

    Wir wissen ja auch, dass Alien (1979) seine Handlung an Mario Bavas eventuell berühmtesten Werk neben Die Stunde, wenn Dracula kommt (1960) anlehnt, also an unseren heutigen Archiv-Beitrag Planet der Vampire (1965). Aber in seinem Kern hat Ridley Scotts Horror-Science Fiction so viel mit dem Bava-Klassiker zu tun, wie dessen international titelgebenden Vampire mit dem im Original passender benannten Terrore nello Spazio. Stattdessen sehen wir ein Werk, dass sich als Weird Fiction zu begreifen scheint und inhaltlich weit mehr ernst genommen werden sollte, als es die Versuche erlauben, die Bava in Camp oder Pop-Art schieben wollen (da wagt Knut es gar, mit dem großen Nicolas Winding Refn zu schimpfen). Denn dass wir hier einer Gruppe Zukunft-Faschisten folgen, deren Lebensart uns so fern sein sollte, wie die der körper-übernehmenden Planetenbewohner, das halten wir nur aus, weil es sowieso nicht mehr um den Menschen im Zentrum geht. Zum Glück haben wir mit Jochen genau den im Thema belesenen Experten für eine literatrische Einordnung des ganzen Komplexes. Was unter dem Strich bleibt? Existenzialismus in einer zumindest finanziell so zu sehenden Billig-Produktion, die aber in ihrer Ästhetik so eigen, so ungemein besonders und großartig ist? Kann nur Bava, finden wir.

    • 57 min
    Der Mann, der Liberty Valance erschoss (The Man Who Shot Liberty Valance)

    Der Mann, der Liberty Valance erschoss (The Man Who Shot Liberty Valance)

    Als Der Mann der Liberty Valance erschoss 1962 Premiere feiert, ist John Ford 68 Jahre alt. Der letzte große Film des Meisters wird eine Bestandsaufnahme des eigenen Schaffens und zur direkten Auseinandersetzung mit der jungen Generation, die das klassische Hollywood Ford'scher Prägung gerade ablöst. Wir reden darüber, wie Liberty Valance zuerst wie ein Thesenfilm wirkt, den man gar nicht analysieren muss: die Vereinigten Staaten finden in dem Moment zu sich selbst, in dem sich der Wilde Westen selbst abschafft - aber ohne Gewalt ist keine Revolution zu machen. Sieht man dann aber genauer hin, wird alles deutlich komplizierter und ambivalenter. Der unverstellte Blick von Fords Kamera, hier so unverschämt direkt wie in kaum einem anderen seiner Filme, trügt.

    • 58 min
    Dark Water (Honogurai mizu no soko kara), 2002

    Dark Water (Honogurai mizu no soko kara), 2002

    Als zweiten Film für unseren #Japanuary haben wir uns Hideo Nakatas Dark Water ausgesucht. Nakatas berühmtester Beitrag zur J-Horror-Welle der frühen Nullerjahre war eine kalkulierte, überaus präzise inszenierte Geisterbahnfahrt. Bei Dark Water geht Nakata sehr viel behutsamer vor: wirkliche Horrorsequenzen sind selten. Stattdessen wird hier ein heruntergekommener Wohnturm langsam zum Gothic-Schloss, im Zentrum steht statt dem Übernatürlichen die Geschichte einer hässlichen Scheidung, die eine nun alleinerziehende Mutter langsam aber stetig zermürbt. Wir reden über Nakatas Inszenierungsmethoden und ordnen den Film in den japanischen Nullerjahren ein. Manchmal gruseln wir uns auch.

    • 59 min
    Das Höllentor (Jigokumon /Gate of Hell), 1953

    Das Höllentor (Jigokumon /Gate of Hell), 1953

    Weiter geht es mit unseren Verspätungen, jetzt ist die Aufnahme schon brav Anfang des Jahres erfolgt und damit zum Anfang des #Japanuary, aber erst Mitte des Monats können wir ausliefern. Immerhin passt es noch gerade so in den Hashtag-Zeitraum.

    Dafür wird es aber auch kontrovers: denn DAS HÖLLENTOR kann vor allem Knut nicht komplett überzeugen - zu sehr wirkt der Film auf europäische Festivals hin zugeschnitten. Dabei hat das Werk von Teinosuke Kinugasa einiges auf der Haben-Seite: atemberaubende Farbfotographie, ein Regisseur, der die Grundlagen des Jidai-geki mit gestaltet hat und im japanischen Vorkriegskino gar versuchte, eine neue linke Avantgarde aufzubauen, das Studio hat sogar seine besten Techniker und ein saftiges Budget bereitgestellt. Und da liegt eventuell das Problem: während Zeitgenossen wie Kurosawa, Ozu oder Mizoguchi einen Spagat zwischen einem Sinn für den ausländischen Markt und der eigenen Filmsprache schlagen, drückt das Studio den Film hier auf maximale westliche Exotismus-Kompatiblität. Was selbst dem Regisseur nicht zusagte, ging voll auf: DAS HÖLLENTOR taucht in fast allen Bestenlisten der westlichen Kanoniker ganz, ganz oben auf. Zu seiner Zeit war der Film ein Arthouse-Hit!

    Uns interessiert daher, wieso das so ist und was der Film eigentlich machen will, welche Mechaniken er gerade dafür anwendet, um in Cannes und Co. so einzuschlagen. Dabei zeigt Jochen die Stärken des Films nochmal deutlich auf, erlaubt sich gerne, in den Bildwelten und kalkulierten Leerstellen zu schwelgen. Am Ende ist unsere Folge also nicht nur ein Blick auf den Film und seinen zeitlichen Kontext, er lässt uns auch darüber reflektieren, wie schwer es manchmal ist, unser vom großen Filmkritiker Truffaut entliehenes Motto einzuhalten: erst einmal schauen, was der Film ist, auch wenn er nicht ansatzweise mehr so funktioniert, wie bei dem Publikum, für das er gemacht wurde... in den 50ern, in Europa und den USA, da wo das japanische Kino eine frische Neuentdeckung ist, die man nur in geringem Maße erleben kann, nämlich im Kino, ganz ohne Blu-rays und heimischem LCD-Bildschirm.

    Für weitere Filme des #Japanuary schaut doch bei SchönerDenken vorbei, oder konzentriert euch gleich auf die Podcasts im kuratierten Fyyd.

    • 54 min
    Unterwelt (Pool of London), 1951

    Unterwelt (Pool of London), 1951

    Jetzt haben wir sogar unsere eigene Tonspur veralten lassen - was Mitte Dezember hätte online gehen sollen, kommt jetzt zum 01.01.2023: Frohes Neues! ...Und Happy Noirvember, ...irgendwie? Aber glaubt uns: über diesen Film zu sprechen lohnt sich, zu jeder Zeit.

    POOL OF LONDON ist nicht nur ein hevorragendes Stück Kino, Film Noir und British Noir, er ist auch ein frühes und sehr spannendes Beispiel für einen Film, der das Thema Rassismus aufnimmt, wohlbemerkt in einem England, das gerade frisch in der Nachkriegszeit dabei ist, sein auf eben solchem aufgebautes Empire mit Wehmut wegbröckeln zu sehen. Wir reden über die clevere Methode, den Subplot mit einer Person of Color als Protagonist in einen spannenden Thriller-Text zu weben. Wir sprechen auch darüber, wie uns das hyper-natürliche Schauspiel des Earl Cameron in seine Perspektive zwingt und warum selbst ein anti-rassistischer Film (immerhin mit einer entstehenden Romanze über "Hautfarben" hinweg, und das über ein Jahrzehnt vor Poitiers Aufritt in GUESS WHO'S COMING TO DINNER) am Ende Teil einer weiter rassistischen Filmindustrie sein kann - denn obwohl Cameron den Film glasklar (und hervorragend) als Protagonist trägt, ist er nur an vierter Stelle im Billing genannt. Spannendes Kino also, auch außerhalb seines Podcast-Slots im Noirvember.

    • 53 min
    Ausgestoßen (Odd Man Out), 1947

    Ausgestoßen (Odd Man Out), 1947

    Ha, nur ein Tag zu spät! Weiter geht's im #Noirvember, dieses Jahr mit dem Zusatz: British Edition. Nachdem wir letzte Woche bei IT ALWAYS RAINS ON SUNDAY (1947) im Pre-Kitchen Sink-Kino waren, bei dem Realismuseffekte groß und Melodrama klein geschrieben wurde, wenden wir uns dieses Mal einem Film aus dem gleichen Jahr zu, der quasi umgekehrt an das Thema Noir herangeht. Kein Wunder, Regie führte auch Carol Reed, der mit fast gleichem Kreativ-Team auch den Noir-Go-To-Klassiker DER DRITTE MANN gedreht hat. jetzt gibt es also viel Schlagschatten, extreme Einstellungen, eine visuelle Strategie, die nur mit Studiobauten in den 40ern umsetzbar war, also: Kino mit der vollen expressionistischen Breitseite. Und es gibt richtig viel Melodrama, also solches im eigentlichen Sinne des Wortes, als Short-Hand für jede Form von Emotionalität.

    Doch verbindet ODD MAN OUT, immerhin ein frühes Stück, dass sich mit Nord-Irland-Konflikt beschäftigt. auch vieles mit dem Gesellschaftsspiegel aus dem letztem Film im Archiv: das Individuum in der Moderne als unausweichliche Sackgasse, der Blick auf die Unmöglichkeit gesellschaftlichen Zusammenhalts, die zutiefst schwarze Sicht auf die gemeinschaftliche Zukunft, vor allem, aber nicht nur, im eskalierenden Konflikt zwischen den Konfessionen... Ein echtes filmisches Schwergewicht, bei dem es nicht verwundert, dass so einige Kenner des Kinos diesen Film in Carol Reeds Gesamtwerk auf Platz 1 noch vor THIRD MAN schieben. Wir können das echt verstehen...

    • 57 min

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