WE ARE

WE ARE

„Ich lasse mich gerne von Vergangenem inspirieren und kombiniere dies mit Dingen aus der Gegenwart, um die Zukunft zu kreieren“, sagt Jon Batiste über „WE ARE“, eine Sammlung autobiografischer Entwürfe, die nicht nur die Schlüsselmomente seines Lebens erforschen, sondern auch beleuchten, inwieweit diese in Verbindung mit seiner Abstammung stehen. „Wir sind an einem Punkt, an dem wir anfangen zu klären, wie meine Großeltern und sogar noch meine Eltern Amerika erlebt haben. Dies fühlt sich wie der Gipfel eines persönlichen Reifeprozesses an, den so viele Generationen aufgebaut, für den sie gekämpft und in den sie investiert haben.“ Der in Louisiana geborene Pianist, Komponist und Bandleader sowie musikalische Direktor von Stay Human, der Band aus „The Late Show With Stephen Colbert“, entwickelte die Blaupause für dieses Album an der Seite von Singer-Songwriterin Autumn Rowe während eines sechstägigen Aufenthalts in seinem Ankleidezimmer im Ed Sullivan Theater. Nichtsdestotrotz hat er danach acht Monate aufgewendet, um die richtigen Kooperationspartner zusammenzubringen, die ihm mit dem passenden Mix aus klassischen und modernen R&B-, Jazz-, Gospel-, Soul- und Hip-Hop-Elementen dabei halfen, seine Geschichte in ein tanzbares Stil-Feuerwerk zu überführen. „So bedrückend manche dieser Themen auch sind, die allumfassende Botschaft des Albums ist letztlich Liebe, Freude und Gemeinschaft“, erzählt Batiste. „Das, wie auch die Macht einer sozialen Revolution, stehen ganz im Zeichen dessen, was wir in unserer Kultur leisten können, um Raum für die Selbstverwirklichung einer jeden einzelnen Person zu schaffen.“ Im Folgenden geleitet uns Batiste durch seine Lebensgeschichte. WE ARE „‚WE ARE‘ ist die Ouvertüre des Albums. Ich wollte die Marschkapelle meiner High School auf dieser Platte dabeihaben, da es eine historisch bedeutsame High School für Black People ist, die viele legendäre Absolventen hervorgebracht hat. Ich war selbst in der Band und habe dort meinen Abschluss gemacht. Zudem sind gleich drei von vier Generationen aus meiner Familie vertreten. Mein Großvater und meine Neffen sind alle auf diesem Track zu hören. Das war etwas ganz Besonderes, weil von südstaatlicher Marschkapelle über Gospel bis hin zu dem, was ich ‚Horror-Disco‘ nenne, alles dabei ist – und das innerhalb von gerade einmal vier Minuten.“ TELL THE TRUTH „Den Song haben wir in den legendären Sound City Studios [in Los Angeles] aufgenommen. Wir waren alle zur selben Zeit im selben Raum und haben es mit nur einem Take durchgezogen. James Gadson, der hier Schlagzeug spielt, hat schon mit Bill Withers zusammengearbeitet und ist außerdem auf allen Klassikeralben der Jackson 5 zu hören. Er ist eine lebende Legende, der immer noch so spielt, als befände er sich auf dem Zenit seines Schaffens. Es geht um den Rat, den mir mein Vater gab, als ich 17 war und New Orleans verließ, um nach New York zu ziehen, wo meine Karriere auf der Juilliard School begann. Er sagte mir, dass ich immer ich selbst bleiben sollte, ganz egal wonach ich suche oder was ich vorhabe.“ CRY „Unschuld ist etwas, das man nur einmal verliert. Häufig ist es etwas, das wir erst Generationen später voll und ganz begreifen. Sämtliche Entscheidungen, die wir treffen, sickern manchmal bis in unser Bewusstsein oder unser Unterbewusstsein durch. Und doch wissen wir nicht, woher diese Last auf unseren Schultern kommt. Du kannst ein Leben führen, in dem jeder Tag dem anderen gleicht, doch eines Tages spürst du plötzlich diese überwältigende Last – ohne wirklich zu verstehen, woher sie kommt. Ich denke, dass wir im letzten Jahr alle diese Erfahrung durch die Pandemie und die sozialen Unruhen gemacht haben.“ I NEED YOU „Die Botschaft ist dieselbe wie in ‚CRY‘, nur umgekehrt. ‚I NEED YOU‘ ist Musik aus der Black Community, verpackt in einen Popsong. Als würdest du die Musik von Little Richard oder James Brown nehmen. Oder die, die mein Vater und meine Onkel in den 1940er-Jahren im Chitlin’ Circuit gespielt haben. Tänze wie den Jitterbug oder den Lindy Hop sah man in Harlem. Wenn man das mit aktuellem Pop und Hip-Hop mixt, erhält man einen Song wie diesen.“ WHATCHUTALKINBOUT „Ich hatte eine Vision davon, wie man die Karriere meistern kann, während man immer erfolgreicher wird – vor allem als Entertainer aus der Black Community in den USA. Als würdest du ein Videospiel spielen, in dem es mit jedem Level schwieriger wird, den Endgegner zu besiegen. Dazu habe ich mich mir selbst vorgestellt, wie ich in den Fernseher springe und durch die verschiedenen Level renne. Im Song kommt irgendwann die Stelle, an der dieses 16-Bit-Interludium ertönt, für das ich extra meinen Kumpel Pomo rangeholt habe, um Ordnung in dieses wilde Durcheinander zu bringen. Ich glaube zwar nicht an Genres, doch das hier nenne ich ‚punkigen Videospiel-Jazzrock‘.“ BOY HOOD „Hier gehts nicht nur ums Erwachsenwerden – der Sound macht hier einfach sein eigenes Ding. Wir waren mit Jahaan Sweet im Studio. Ich erinnere mich noch, als er 18 war und gerade von New York nach Florida zog. Mittlerweile produziert er für Drake, Kehlani und all diese Leute. Er rief mich an und meinte: ‚Mann, du bist der Einzige, den ich hier kenne.‘ Wir haben dann im Schlafzimmer gerappt und ein paar Beats aufgenommen. Ich wusste, dass er mir dabei behilflich sein würde, das Gefühl, das man hat, wenn man in den Südstaaten lebt, zu kanalisieren.“ MOVEMENT 11’ „‚BOY HOOD‘, ‚MOVEMENT‘ und ‚ADULTHOOD‘ bilden das Rückgrat des Albums. Diese drei Songs stehen buchstäblich für meine Persönlichkeitsentwicklung. In ‚BOY HOOD‘ erzähle ich völlig unverblümt, wie das war. ‚MOVEMENT 11‘ bildet die Schwelle zum Erwachsenwerden ab, als ich mit 17 nach New York zog, um die Juilliard School zu besuchen.“ ADULTHOOD „Der Übergang von ‚MOVEMENT‘ besteht aus diesem üppigen, vielschichtigen und klassischen Stück, bei dem man – ganz urplötzlich – einfach reift. Die erste Hälfte des Albums umfasst all die verschiedenen Aspekte, die eher allgemeingültig und gemeinschaftlich sind. Auf der zweiten Hälfte geht es dann um das persönliche Innenleben. So ist es nun mal, wenn du jung bist und Feuer fängst. Du erkennst, wer du bist und beginnst, die Welt um dich herum zu sehen. Menschen geben dir Ratschläge und du hörst dir all diese Dinge über die Vergangenheit an. Du versuchst alles in Einklang zu bringen. Und ehe du dich versiehst, bist du erwachsen.“ MAVIS „Mavis [Staples] ist fantastisch. Als ich während der Pandemie mit ihr sprach, sagte sie all diese wertvollen Dinge zu mir. Das wollte ich unbedingt einfangen und es mit den Menschen teilen, da ich mich privilegiert fühle, ihr Freund zu sein und dass ich über all die Jahre mit ihr zusammen arbeiten und von ihr lernen konnte. Was sie sagte, ist auch auf dem Song zu hören. Ich meinte zu ihr: ‚Würdest du das wiederholen, damit ich es aufnehmen kann?‘ Das war einer dieser Momente, die du nicht planen kannst. Würdest du es versuchen, wäre es nicht mehr dasselbe.“ FREEDOM „Denkt man an Filme von früher, wäre es unvorstellbar gewesen, einen Schwarzen Mann mit einer Weißen Frau zu zeigen. Genauso unvorstellbar wäre es gewesen, eine Beziehung zwischen People of Color zu zeigen. Oder eine Frau in solch einer Rolle. Hier geht es um unsere Sexualität und wie Menschen dargestellt werden. Menschen wie James Brown haben das aufgebrochen. Oder Elvis mit seinem Hüftschwung. Sie haben in den Menschen etwas freigelegt, das sie selbst unter Verschluss hielten. So wurden sie zu Aushängeschildern der Freiheit, was du in ihren Bewegungen oder der Art, wie sie sich auf der Bühne gezeigt haben, erkennst. Das wird dann wiederum zur Leitlinie, die du selbst für dein eigenes Leben verfolgen willst.“ SHOW ME THE WAY „Ein wundervoller Song, um gemeinsam mit jemandem zu cruisen, der dir viel bedeutet. Oder einfach einer, um alleine zu cruisen und sein eigenes Ding zu machen. Es ist eine Hommage an die vielen Menschen, die mich inspiriert haben und Schöpfer der Kultur waren. Ich hatte einige Zoom-Meetings mit meiner Freundin Zadie Smith, die Schriftstellerin ist und auf dieser Aufnahme singt. Wir haben virtuelle Jamsessions abgehalten und uns wirklich aufrichtig über die Musik unterhalten, die wir hören. Dementsprechend ist es wirklich eine Hommage an all die großartigen Musiker aus der Black Community sowie an die großartigen Schöpfer aller Ethnien, die uns inspiriert haben.“ SING „Weil es wie ein Film ist, ist ‚Sing‘ die abschließende Danksagung auf diesem Album. Genau so soll es auch gehört werden. Man hat diese Reise, diese Erfahrung hinter sich. Wenn dir keine Worte mehr einfallen, um die Gefühle, die dich überwältigen, auszudrücken, singe einfach. Im Zuge eines solchen Films muss man diese Power einfach erleben.“ UNTIL „Ein festlicher Moment, der jedoch kein Ende markiert. Wohin geht unsere Reise? Wer sind wir? Bis bestimmte Dinge passieren, steht über allem ein Fragezeichen. Ich wollte, dass das Album auf genau diese Weise endet, denn wenn du zum Anfang eines Kreislaufs zurückkehrst, bleibst du darin eingespeist. Es ist als Zyklus aufgebaut.“

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