The Lockdown Sessions

The Lockdown Sessions

Wie viele von uns hat auch Elton John einige seiner Nachbarn während der COVID-Pandemie sehr gut kennengelernt. Aber anders als bei uns sind seine Nachbarn wie er selbst berühmte Musiker:innen, und diese glücklichen Begegnungen haben zu einigen der wichtigsten Kollaborationen seiner Karriere geführt. Ein zufälliges Treffen mit Charlie Puth – „er wohnte drei Häuser weiter“ – war die erste in einer ganzen Reihe von spontanen Lockdown-Sessions, die über E-Mail und Zoom organisiert wurden. Nachdem ein paar einzelne Tracks zusammengekommen waren, hatte Elton John eine Eingebung. „Ich dachte plötzlich, ‚Meine Güte, jetzt bin ich wieder Session-Musiker‘“, erzählt er Apple Music und erinnert sich an seine frühen Jahre als noch nicht so berühmter Pianist. „Und dann dachte ich nur: ‚Weißt du was? Ich liebe das.‘ Auf den Platten von anderen Leuten mitzuspielen, andere Musik zu hören und in der Lage zu sein, sich in die Vorstellungen eines anderen einzufügen, ist eine unglaublich inspirierende und bewegende Sache.“ Und weil es Elton John ist – der Gastgeber der Rocket Hour bei Apple Music Radio, wo sich zeitlose Klassiker mit den neusten Hits aufstrebender Künstler:innen mischen –, gibt es einen Mix aus alt und neu. Lil Nas X, Young Thug und Nicki Minaj sind ebenso dabei wie der verstorbene Glen Campbell, wie Eddie Vedder und die beiden Stevies, Wonder und Nicks. „Alle haben mir etwas beigebracht, in meinem Alter von 74 Jahren“, sagt er. „Ich glaube, wenn so etwas in deinem Leben passieren kann, und du zuhörst und etwas lernst von diesen Leuten, dann ist das ein echter Bonus.“ Als Zusatz-Bonus führt uns Sir Elton Track für Track durch jede Kollab auf dem Album.„Cold Heart (PNAU Remix)“ mit Dua LipaSie war die professionellste, brillanteste, eingespielteste, bescheidenste, fabelhafteste, glamouröseste und schönste Person. Ich mochte sie vom ersten Moment an. „Future Nostalgia“ ist eins meiner Lieblingsalben des Jahres. Sie hat eine gewisse Energie, die irgendwie auf mich ausgestrahlt und mich inspiriert hat. Aber es waren ihre Professionalität und ihre Bescheidenheit, die mich wirklich umgehauen haben.„Always Love You” mit Young Thug und Nicki MinajEr kam rüber, und ich fragte: „Wie soll ich dich nennen? Thug? Young Thug? Mr. Thug?“ Er sagte: „Nein, nenn mich einfach Jeffrey.“ Er war sehr bescheiden und sehr nett und bat um meinen Rat: „Was denkst du, was ich in Zukunft noch machen sollte?“ Ich sagte: „Hast du mal in einem Gospelchor gesungen?“ „Ja.“ Ich meinte: „Dann sing ein bisschen mehr – benutz mehr Melodie zusammen mit dem Rappen, denn darin bist du brillant.“ Er kam ins Studio und freestylte drauf los. Was er auf dem Track gemacht hat, war unglaublich, und dann dachten wir, wir brauchen eine weibliche Stimme, die darauf antwortet. Schließlich konnten wir Nicki erreichen. Ich wusste gar nicht, dass Nicki singen kann. Ich hatte sie nur rappen gehört. Sie sang so wunderschön. Sie hat den Sinn des Songs wirklich erfasst.„Learn To Fly“ mit SurfacesSie hatten zu der Zeit einen Hit in Amerika und wollten, dass ich auf ihrer nächsten Single spiele und vielleicht auch singe. Ich ging ins Studio und machte meine allererste Zoom-Aufnahme. Ich setzte ein Klavier ein und sang dazu. Und so war das wirklich der erste „Lockdown“-Track, den ich gemacht habe. In solchen Situationen sage ich: „Hört mal, ich spiele auf eurer Platte. Wenn ihr irgendetwas nicht mögt, dann sagt mir das. Das wird meine Gefühle nicht verletzen.“ So waren sie sehr, sehr aufrichtig. Erst nahm ich das Klavier auf, dann machte ich die Harmonien und den Gesang. Ich liebe entschiedene Leute, das hat es sehr einfach gemacht.„After All“ mit Charlie PuthCharlie Puth und ich waren im Studio – nur wir beide. Er hat ein kleines Heimstudio mit all seinen Keyboards und seinen Synthesizern, seinen Pro Tools. Ich bin da hingegangen, habe E-Piano gespielt und den Song eigentlich komplett geschrieben. Dieser und der Stevie Wonder-Song sind sehr ungewöhnlich für mich, weil ich sie ganz ohne Text und Melodie durchgeschrieben habe. Charlie hat ein paar Worte geschrieben, und ich habe gesungen, er hat gesungen, und eins kam zum anderen.„Chosen Family“ mit Rina SawayamaRinas Album war eine der fantastischsten Platten, die ich in diesem Jahr gehört habe. Das Frustrierendste für Leute wie sie ist, dass sie nicht auf Tour gehen konnte, weil sie so eine visuelle Künstlerin ist, und man kann sich vorstellen, wie der Song live sein würde. Sie steckte im COVID fest, wir wurden E-Mail-Freunde und ich habe mich in sie verliebt. Ich verehre sie einfach total. „Chosen Family“ ist ein so wunderschön geschriebener Track, und es ist jetzt so wichtig, die Menschen in der geteilten Welt, in der wir leben, zusammenzubringen.„The Pink Phantom (feat. Elton John & 6LACK) mit Gorillaz“Ich finde es einfach toll, dass Damon [Albarn] mit so vielen verschiedenen Leuten zusammenarbeitet und keine Angst hat, etwas zu riskieren. Es geht den Gorillaz nicht um Ruhm und Ehre, sondern darum, dass sie mit Leuten arbeiten, die sie mögen. Und es sind vielleicht nicht die meistverkauften Platten der Welt, aber das macht ihnen nichts aus. Damon dachte immer, ich hätte einen pinkfarbenen Phantom, aber das stimmt nicht. Allerdings: Wenn ich einen Phantom hätte, dann wäre er wahrscheinlich pink. Auf meinen Platten hatte ich bisher noch nie Rapper. Zu hören, wie 6LACK rappt und Damon mich ein- und wieder herauswebt in diesem traumhaften Track, war hypnotisch und faszinierend für mich.„It’s a sin (global reach mix)“ mit Years & YearsOlly hat eine akustische Version von „It’s a sin“ gemacht. Es ist ein wunderschöner Song. Der Text sagt alles über das Schwulsein. Es ist ein genialer Text von Neil Tennant und eine geniale Platte. Diese Aufnahme ist eine Hommage an die Pet Shop Boys und daran, wie sehr ihre Musik mich beeinflusst und wie viel Freude sie mir bereitet hat. Und sie zeigt die Genialität der beiden, Musik und Texte zu machen, die das Schwulsein auf den Punkt bringen. Ich habe diese Art von Songs nie geschrieben. Dies ist meine Huldigung von zwei Menschen, die mir mein ganzes Leben lang so viel Freude bereitet haben.„Nothing Else Matters (feat. WATT, Elton John, Yo-Yo Ma, Robert Trujillo & Chad Smith)“ mit Miley CyrusMiley ist in gewisser Weise eine ziemlich neue Künstlerin, denn irgendwie macht sie andere Musik als zu Beginn ihrer Karriere, ihr wisst schon, „Wrecking Ball“. Ich war so beeindruckt von ihrer Stimme auf „Nothing Else Matters“. Ich habe Metallica und diesen Song immer geliebt. Es ist eine ähnliche Version, nur dass es am Anfang und am Ende ein Klavier gibt – und es gibt Yo-Yo Ma.„Orbit“ mit SG LewisSam Lewis ist jemand, den ich schon lange auf dem Schirm habe. Er ist ein junger britischer Produzent; ich habe ihn bei Rocket Hour interviewt und seine Tracks gespielt. Ich war mit seinem Texter im Studio in London und schrieb einen Song namens „Orbit“. Er schickte mir einen Track, den ich nicht mochte, weil er zu sehr nach Elton klang. Ich wollte, dass der Song Eier hatte, ich wollte tanzen. Ich sagte: „Sam, mach ruhig, zerlege alles, was ich gemacht habe. Behalte nur die Teile, die du magst. Der Grund, warum ich mit dir arbeiten wollte, ist, dass ich dich dabeihaben wollte.“ Was er am Ende gemacht hat, gefällt mir sehr gut, denn es ist ein bisschen Depeche Mode, ein bisschen New Order. Es ist genau das, was ich wollte. Ich wollte nicht, dass es so klingt, als würde Elton John eine Dance-Platte mit einem Elton John-Song machen, das wäre zu formelhaft. Dance-Platten sind nicht formelhaft, sie bestehen aus Teilen und Fragmenten von Melodien.„Simple Things“ mit Brandi CarlileVor 18 Jahren schrieb sie mir einen Brief, in dem sie mich bat, auf ihrem Album zu spielen. Ein wunderschöner Brief, in dem sie sagte, wie viel ich ihr als Künstler bedeute. Sie kam nach Vegas und ich spielte auf ihrer Platte. Und seitdem sind wir Freunde. Dass sie auf „Simple Things“ singt, ist wie ein Traum, der wahr geworden ist, ein Meilenstein, der auf meiner Wunschliste stand. Ich habe sie groß werden und zu der Künstlerin werden sehen, die sie jetzt ist. Sie ist genau wie ich, sie will jungen Menschen helfen. Es ist einer meiner Lieblingssongs. Es ist die Art Song, die ich mit Bernie geschrieben hätte.„Beauty In The Bones“ mit Jimmie AllenDas ist durch meinen Freund Bruce Roberts entstanden, der große gesundheitliche Probleme hat. Bruce ist ein Songwriter, den ich schon seit Jahren kenne, und er hat mir dieses Stück vorgespielt. Ich mochte den Song, eine andere Art von Song als der ganze Rest, ein anderes Genre. Ich wollte Jimmie unterstützen, weil er ein junger aufstrebender Star ist. Hierzulande ist er unbekannt, er fängt gerade erst an. „One Of Me (feat. Elton John)“ mit Lil Nas XAlle Leute, mit denen ich arbeite, wussten genau, was sie wollten, so auch Lil Nas X und Giles Martin. Sie waren entschlossene Leute. Ich fragte zum Beispiel: „Ist das übertrieben?“ Er sagte: „Ja, ein bisschen, mach es etwas ruhiger.“ Und ich glaube, sie haben eine sehr abgespeckte Version des Pianos verwendet, das ich aufgenommen habe, denn ich hatte noch ein paar andere funky Sachen gespielt. Vielleicht hat das den Track von dem entfernt, was sie wollten, und ihn ein bisschen zu sehr zu Elton gemacht. Und ich hatte auch noch etwas auf dem Lil Nas X-Track gesungen, aber das haben sie auch nicht verwendet. Aber das ist okay. Es ist ihre Platte. Ich gebe ihnen so viel, wie sie wollen, und sie können einfach verwenden, was ihnen gefällt. Du musst akzeptieren, dass du auf der Platte eines anderen spielst.„E-Ticket“ mit Eddie VedderIch habe Eddie Vedder kennengelernt, weil er zu vielen Konzerten kommt, vor allem auf Hawaii, wo er ein Haus hat. Er schenkte mir eine wunderschöne Ukulele. Ich habe ihn immer verehrt, und ich liebe das, wofür er steht. Eddie hinterließ mir eine Nachricht im Studio, in der er sagte, dass auf seiner Wunschliste stünde, dass ich irgendwann einmal einen Song zu einem seiner Texte schreiben würde. Also habe ich zwei geschrieben – einen für ihn und einen für mich. Wie schön, etwas für jemanden tun zu können, der sich so freut. „Finish Line“ mit Stevie WonderIch nahm das E-Piano auf. Er kam, spielte akustisches Klavier und machte dann das Mundharmonika-Solo. Dann haben wir den Chor eingesetzt – was wirklich den Unterschied ausmachte. Und dann kam Stevie mit seiner Stimme dazu. Ich habe Stevie nicht mehr so jung klingen hören, seit er etwa 19 war, kurz bevor er „Talking Book“ machte; es ist ein Stevie wie auf „Uptight“. Ich gebe auf dieser Platte den Ernie Wise für ihn, weil ich einfach der Stichwortgeber bin. Wenn man sich anhört, was er stimmlich und instrumental macht, denkt man: „Oh, mein Gott, er ist einfach ein Genie.“ Natürlich bin ich ein Riesenfan von ihm, und er ist immer noch jünger als ich, was ich hasse. Auf diesem Track, den wir gemacht haben, hat er etwas ganz Besonderes produziert, das Stevie Wonder-Fans schon lange nicht mehr gehört haben.„Stolen Car“ mit Stevie NicksIch kannte Stevie nicht so gut. Auf meiner Wunschliste von Sängern wären Stevie Nicks und Christine McVie zwei meiner Favoriten. Es ist einfach ein Traum, der wahr geworden ist. Sie hat einen ganz eigenen Stil. Ich bekomme nie genug davon, ihr zuzuhören. Wenn Leute wie Stevie Wonder, Eddie Vedder, Stevie Nicks und Brandi Carlile sofort Ja zu dir sagen, dann fühlst du dich wirklich besonders. Auf dieser Platte klingen wir wie ein altes Ehepaar in einem Auto, wie Thelma und Louise auf dem Weg nach Big Bear, die einen Streit haben und am Straßenrand anhalten.„I’m Not Gonna Miss You“ mit Glen CampbellIch bekam einen Anruf von Glen Campbells Management. Sie sagten mir, dass der letzte Song, den er geschrieben hatte, „I’m Not Gonna Miss You“ hieß. Als er veröffentlicht wurde, sagte ich in einem Interview, dass ich ihn für einen der schönsten Songs hielt, den ich je gehört hatte, weil er sehr kurz und schmerzlos war, aber von seinem Kampf mit Alzheimer handelte. Sie sagten, sie würden ein Remake des Albums machen, bei dem Leute im Duett mit ihm singen. „Würdest du den Song singen?“ Ich sagte: „Ja, auf jeden Fall, das würde ich gerne mit ihm singen.“

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