The Disney Book (Deluxe Edition)

The Disney Book (Deluxe Edition)

Zwar formten sein angeborenes Talent und jahrelange harte Arbeit Lang Lang zu einem internationalen Superstar, aber ohne „Tom und Jerry“ hätte er vielleicht nie ein Klavier angerührt. Die ewig streitenden Zeichentrickfiguren erregten seine frühkindliche Aufmerksamkeit mit ihrer hinreißenden Interpretation von Franz Liszts „Hungarian Rhapsody No. 2“, dem musikalischen Herzstück des Oscar-prämierten Films „Tom gibt ein Konzert“ des Duos. Bald darauf wurde ein Klavier in den Familienbestand aufgenommen und der dreijährige Lang erhielt darauf Unterricht. Die Macht des Zeichentrickfilms, junge Menschen zu inspirieren und so Millionen an klassische Musik heranzuführen, war Lang Langs Beweggrund für sein neuestes Album für die Deutsche Grammophon. „The Disney Book“ knüpft an die Traditionen eines der einflussreichsten Kulturunternehmen des letzten Jahrhunderts an und unterstreicht, wie tief Disney-Soundtracks in Kindheitserinnerungen verankert sind. „Mit ,Piano Book‘ gelang uns ein wirklich großer Erfolg, denn es erreichte nach der Veröffentlichung 2019 viele Menschen, für die klassische Musik Neuland war“, erinnert sich Lang. „Also begannen wir, zu überlegen: Was können wir tun, um ihnen zu helfen, den nächsten Schritt zu wagen? Natürlich hätten wir ein „Piano Book Two“ veröffentlichen können, aber das hätte keinen großen Unterschied gemacht. Dann begannen wir, über Trickfilme nachzudenken, weil sie in meinem Leben als Kind eine sehr große Rolle gespielt hatten.“ Trickfilmfiguren, so ergänzt er, seien nicht an nationale Grenzen oder enge kulturelle Konventionen gebunden. Vor allem befriedigten sie das Bedürfnis eines jeden Kindes nach Fantasie. „Animationen üben auf Kinder eine magische Anziehung aus. Wenn man ihnen im Unterricht von einer realen Person erzählt, ist das meiner Meinung nach weniger effektiv als eine Animation. Es ist wie ein Magnet, der sie in eine Zauberwelt zieht, die real, aber auch fantasievoll ist. Das ist es, was Kinder am meisten lieben.“ Lang Lang sichtete die ganze Bandbreite an Zeichentrick-Soundtracks, bevor er sich schließlich für Disney entschied. „Wir hatten das Gefühl, dass das Album ein Thema benötigt. Man kann nicht einfach zwischen ,Tom und Jerry‘, ,Looney Tunes‘, ,Transformers‘, japanischen Mangas und ,Familie Feuerstein‘ hin- und herspringen. Ich würde sagen, Disney-Filme machen wohl 90 Prozent unserer Kindheit aus. Deshalb haben wir uns auch für ein Disney-Thema entschieden. Musikalisch gesehen finde ich ,Mary Poppins‘ am besten. Wenn man sich all die großartigen Melodien des Films anhört – ,Lied der Vogelfrau‘, ,Ein Löffelchen voll Zucker‘ und so weiter –, geht nichts darüber. Ich denke, sie sind wahrscheinlich die besten überhaupt.“ „The Disney Book“, das pünktlich zum hundertjährigen Bestehen der Walt Disney Company erschienen ist, deckt die verschiedensten Epochen der Filmgeschichte und entsprechend viele Musikstile ab. Die Tracklist reicht zurück bis zu „Wer hat Angst vorm bösen Wolf“ aus „Die drei kleinen Schweinchen“ (1933) und „Wenn ein Stern in finst’rer Nacht“ aus „Pinocchio“ (1940). Sie umfasst aber auch so aktuelle Hits wie „Denk stets an mich“ aus „Coco – Lebendiger als das Leben!“ (2017) und Lin-Manuel Mirandas „Nur kein Wort über Bruno“ aus „Encanto“ (2021). Auch Elsas Ohrwurm-Ballade „Lass jetzt los“ aus „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ (2013) und das ebenso eingängige „Diese Welt ist klein“ (1964), das Lang zum ersten Mal als 13-jähriger Junge im Disneyland Tokio hörte, dürfen nicht fehlen. Die Verbindung von Lang Lang und Disney verlangte und erhielt außergewöhnliche musikalische Arrangements. Der Pianist erinnert sich, dass er von den Erfahrungen zehren konnte, die er bei der Produktion seines Albums „New York Rhapsody“ gesammelt hatte, auf dem er oft hinter die zahlreichen Vokalist:innen zurücktreten musste. „Das hat mir eine gigantische Lektion erteilt“, bemerkt er. „Manchmal macht man Fehler, besonders in einem neuen Bereich, den man noch nie zuvor erkundet hat. Aber für ,The Disney Book‘ sagte ich zu meinem Team: ,Wir müssen die besten Transkriptor:innen finden.‘ Leute wie Stephen Hough, Thomas Lauderdale, Natalie Tenenbaum von der Juilliard School of Music, David Hamilton – die besten Musiker:innen, die die tollsten Arrangements schreiben können. Wir haben diese Armee von unglaublichen Klavier-Transkriptoren zusammengestellt und dann wirklich hart gearbeitet, um sicherzustellen, dass dieses Album nicht nach Easy Listening klingt.“ Die Gefahr, dass das Klavier im Hintergrund verblassen würde, verpuffte, als Lang seinen Arrangeur:innen die Leitlinie gab, bei ihren Transkriptionen an jene von Franz Liszt und Vladimir Horowitz zu denken. „Wir wollten da wirklich virtuose Klavier-Stellen drin haben“, merkt er an. „Und in ,Mein liebstes Kind‘ aus ,Dumbo‘ klingt es nach Debussy! Ich wollte, dass auf dieser Aufnahme klassische Klavier-Skills glänzen!“ Sowohl die Standard- als auch die erweiterte Deluxe Edition von „The Disney Book“ sind vollgepackt mit außergewöhnlichem Klavierspiel, wobei bei einigen Liedern das Royal Philharmonic Orchestra zu hören ist, während andere Solo-Nummern sind und wieder andere mit nur wenigen anderen Musiker:innen entstanden. Auf der Gästeliste finden sich dabei prominente Namen wie Andrea Bocelli, Miloš Karadaglić, Jon Batiste, der chinesische Erhu-Spieler Guo Gan und Langs Ehefrau Gina Alice. „Müsste ich eine Disney-Melodie auswählen, wäre es sicherlich ,Wenn ein Stern in finst’rer Nacht‘. Der ist so symbolisch! Eigentlich hatte ich Pharrell Williams gebeten, ihn zu singen. Er ist völlig ausgeflippt. Er sagte: ,Frag mich, was anderes zu singen. Vor diesem hier habe ich Angst. Jeder kennt die Melodie, und es ist wirklich schwierig.‘ Es schien fast so, als würde den niemand singen wollen. Also fragte ich Gina: ,Was meinst du?‘ Sie sagte: , Schau, ich bin Pianistin, nicht Sängerin. Lass es uns probieren!‘ Und sie singt ihn ganz wunderbar!“ Stephen Hough, selbst ein virtuoser Konzertpianist, transkribierte das „Lied der Vogelfrau“ im Stil einer Rachmaninow-Prelude, während die anspruchsvollen Passagen und technischen Herausforderungen von Natalie Tenenbaums „Mary Poppins Fantasy“ für Lang Lang so etwas wie ein musikalisches Workout waren. „Stephen hat da wirklich wunderbare Arbeit geleistet“, sagt er. „Und Natalies großartige Transkription ist schwierig zu spielen, sie verbindet tatsächlich Liszt and Horowitz. Meine Finger brannten davon.“

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