Nico Santos

Nico Santos

Nico Santos war 2018 der erfolgreichste Künstler im deutschen Radio. Das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen: erfolgreicher als Ed Sheeran, erfolgreicher als Ariana Grande, erfolgreicher als Billie Eilish. „Komplett verrückt“, kommentiert Santos das im Interview mit Apple Music. Spätestens seit der Veröffentlichung seines Debütalbums „Streets of Gold“ ist das Multitalent in aller Munde. Doch schon in jungen Jahren, als Nico Santos noch Nico Wellenbrink hieß, experimentierte er mit Hörspielen und veröffentlichte Songs auf YouTube. Später machte er sich als Songwriter und Produzent einen Namen und arbeitete mit Stars wie Lena Meyer-Landrut, Mark Forster, Sido und Helene Fischer zusammen.Für ein Gespräch über sein zweites Album erreichen wir ihn zu Hause. Die Tour ist verschoben. Wie so viele sitzt auch Santos in Zeiten der Corona-Krise in den eigenen vier Wänden fest. Motivationstief? Fehlanzeige. „Ich schreibe, spiele am Klavier und bin trotzdem sehr kreativ. Außerdem mache ich meinen Führerschein und lerne für die Theorie“, erklärt er. „Das Gute ist, dass ich zur Ruhe komme, was ich sowieso gebraucht hätte. Ich glaube, nach dieser Zeit wird ein richtiger Lebensfreude-Boom entstehen. Man wird merken, welche Privilegien man die ganze Zeit hatte. Frei zu sein, das zu machen, worauf man Lust hast. Das ist auf einmal nicht mehr selbstverständlich und wird uns allen nochmal zu denken geben.“ Mit Apple Music spricht der Sänger über die Hintergründe seines neuen Albums, Zukunftspläne und berühmte Familienmitglieder.Warum trägt das Album deinen Namen?„Beim ersten Album waren es eher die Songs, die für mich gesprochen haben, nicht die Person dahinter. Jetzt bin ich viel etablierter als Künstler. Das Album entstand so spielerisch und ist so, wie ich bin. Ich habe genau die Songs geschrieben, die ich gern von mir hören wollte. Auch wenn ich bei vielen mit meinem Sound breche, klingt das nach mir. Ich bin viel mehr Nico, wie ich in echt bin. Es beinhaltet viele persönliche Themen, ich habe mich was getraut – da fand ich diesen Move richtig.“„Walk In Your Shoes“ zum Beispiel ist eine sehr melancholische Ballade.„Es geht um meinen besten Kumpel, der mit 15 verstorben ist. Er wurde überfahren. Der Song erzählt die Geschichte, dass ich quasi mit ihm im Rücken durchs Leben gehe. In seinen Fußstapfen. An seinem Todestag hatte er sich Schuhe gekauft. Unabhängig voneinander hatte ich an diesem Tag die gleichen Schuhe anprobiert. Zwei Tage nach seinem Tod haben mir seine Eltern seine Schuhe geschenkt, ohne zu wissen, dass ich die auch anprobiert hatte.“Ganz schön krasse Erfahrung.„Man merkt auf jeden Fall, dass nichts selbstverständlich ist im Leben.“Häufig geht es in deinen Songs auch um Liebe, Herzschmerz …„Ich bin seit Anfang des Jahres nicht mehr mit meiner Freundin zusammen. Das Album ist sehr autobiografisch und die Songs drehen sich oft um bestimmte Situationen. ‚7 Days‘ zum Beispiel: Der Urlaub, kurz bevor es zu Ende geht. Man sucht ja nicht immer nach Themen, die Songs durchleben immer eine Art Story. Man fängt vielleicht ganz woanders an, mit einer Melodie, und fragt sich: An was erinnert mich diese Melodie? Dann schreibt man konsekutiv weiter. Aber vieles ist natürlich an diese Phase angelehnt.“In einigen Songs, zum Beispiel „Changed“ oder „Killing Me“, benutzt du clubbige Elemente. Ungewohnt für dich, oder?„Ich wollte einfach so viel experimentieren wie möglich. ‚Changed‘ ist einer meiner Lieblingssongs, weil er so anders ist: 80er-Vibe, Michael Jackson, The Weeknd. Dann ist er aber auch wieder clubbiger, klingt am Ende wie The Police und dann kommt noch ein Saxofon-Solo von meinem Papa. Das ist auf jeden Fall anders als alles, was man vorher von mir gehört hat. Das mag ich sehr. ‚Like I Love You‘ war anfangs eher so ein Emo-Song, relativ düster, E-Gitarre. Bei ‚Easy‘ dachte ich: So ein Basslauf als Intro wäre eigentlich ganz geil, so was hört man super selten. Einfach mal gucken, was einem so gefällt …“Wann ist der beste Moment, um „Nothing to lose“ zu hören?„Ich sehe mich immer – auch ohne Führerschein – nachts im Auto durch Miami fahren und den Song hören. Der ist sehr sphärisch. Wir haben ihn vor ungefähr sechs Monaten gemacht. Ich war schon immer ein Riesenfan von ToTheMoon, weil die so einen 80er-Sound schon gemacht haben, lange bevor The Weeknd das wieder etabliert hat.“Du hast noch jede Menge andere Künstler auf deinem Album mit dabei.„Die Entscheidung kam aus dem Bauch heraus, ohne Konzept. Das war immer die erste Wahl und es hat immer geklappt. Wir hatten diese Gitarrenmelodie im Studio und ich dachte: Vielleicht hat Lena [Meyer-Landrut] Bock, den Song mit mir zu schreiben. 20 Minuten später war sie da. Savas und Kelvin Jones sind bei den Remixes dabei. Die beiden in einer Nummer, das ist ja schon verrückt! Ein deutscher Rap zu ‚Rooftop‘ von Savas, das hätte man auch nicht gedacht. Das überrascht, das finde ich ganz geil.“Steht gerade noch jemand auf der Liste?„Ein riesiger Wunschpartner wäre Herbert Grönemeyer, aber das wird natürlich ein bisschen schwieriger.“Sag niemals nie.„Das stimmt, sag niemals nie. Sido hat schließlich auch geklappt und das hätte ich anfangs nie gedacht.“Noch so eine bekannte Persönlichkeit in deinem Leben: dein Vater. Nervt es, immer als Sohn von ‚Melitta-Mann‘ Egon Wellenbrink bezeichnet zu werden?„Ich find’s eigentlich lustig und Papa auch. Der ist 75, sitzt auf Mallorca und freut sich, dass das so ’ne Runde macht. Es war sogar eine 32.000 Euro-Frage bei ‚Wer wird Millionär‘. Die wurde falsch beantwortet. So krass in den Köpfen ist es also anscheinend auch noch nicht angekommen.“

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