HOLY FVCK

HOLY FVCK

Auf Demi Lovatos achtem Studioalbum entspringt die Katharsis der Genesung, der Vertreibung von Dämonen und der Beseitigung von Traumata – und dafür gibt es keinen besseren Weg als ein abgefahrenes Gitarren-Lick. „HOLY FVCK“ ist gespickt mit aufmüpfigem Pop-Punk („SUBSTANCE“), hymnischem Grunge-Rock („SKIN OF MY TEETH“), biblischen Referenzen („HEAVEN“) und Enthüllungen über unangemessene sexuelle Beziehungen („29“). „Der Song [‚29‘] soll anderen, die Ähnliches durchmachen, zeigen, dass sie nicht allein sind“, sagt Lovato gegenüber Apple Music. „Und dass es an der Zeit ist, unsere Macht zurückzuerobern.“ Dieses Gefühl ist gleichzeitig auch ein Leitmotiv: So klingen junge Kunstschaffende in dem Streben nach Autonomie.Zu Beginn der Karriere machte Lovato verspielten Pop-Punk beim Disney-Label Hollywood Records, angefangen mit dem Debütalbum „Don’t  Forget“ von 2009. Anklänge daran finden sich auch auf dieser Veröffentlichung – aber verglichen hiermit ist alles andere Kindergarten: Lovato hat nie härter oder weiser geklungen als auf „HOLY FVCK“ – also hör es richtig laut. Im Folgenden findest du einen Track-by-Track-Guide zum Album, den Lovato exklusiv für Apple Music geschrieben hat.„FREAK“In diesem Song geht es darum, dass du dich nicht zugehörig fühlst, du aber ganz offen damit umgehst, weil es egal ist, was andere über dich denken. Wenn du akzeptierst, dass du ein Freak oder ein:e Ausgestoßene:r bist, bedeutet das im Grunde, dass niemand etwas sagen kann, was deine Gefühle verletzt. Ich habe diesen Song mit YUNGBLUD während einer wütenden Phase geschrieben, aber im Nachhinein stelle ich fest, dass ich stolz auf ihn bin. Ich gewinne damit die Macht über mich selbst zurück.„SKIN OF MY TEETH“Ich wollte eine Hymne für Menschen machen, die von der Sucht genesen. Ich wollte die Krankheit für Leute, die sie noch nie erlebt haben und sie nicht verstehen, begreifbar machen. Das ist auch der Grund, warum ich in der Bridge, meinem Lieblingsteil des Liedes, so detailliert darauf eingehe: [Ich singe] „I am just trying to keep my head above water/I am your son, and I am your daughter/I’m your mother, I’m your father.“ („Ich versuche nur, meinen Kopf über Wasser zu halten, ich bin dein Sohn und ich bin deine Tochter, ich bin deine Mutter, ich bin dein Vater.“). Es ist eine Aussage darüber, dass ich genauso bin wie alle anderen, die an einer Sucht leiden. Wir sind alle gleich. Es war so erlösend für mich, weil ich gerade wieder aus der Therapie gekommen war. Ich wollte damit sagen: „Ich erkenne, was du sagst, ich muss das hier durchmachen, und du wirst mir kein schlechtes Gewissen einreden.“„SUBSTANCE“Ich wollte deutlich machen, dass wir in einer Welt leben, in der sich nichts mehr real anfühlt. Die Inhalte, die wir konsumieren, die Dinge, die wir in unserem täglichen Leben tun – so vieles davon hat keine Substanz mehr. Wir sind ständig mit unseren Handys und dem Internet beschäftigt, deshalb wollte ich einen Song darüber schreiben, wie sehr ich die Substanz vermisse, die die Welt, in der wir leben, einmal hatte. Ich mag besonders die Zeile im Pre-Chorus: „Whoa, I know we’re all fucking exhausted.“ („Whoa, ich weiß, wir sind alle verdammt erschöpft.“). Wir kommen gerade aus der Corona-Zeit, einer Zeit, in der wir alle vom Fernsehen, den sozialen Medien und allem, was uns auf unseren Handys ablenken könnte, gelebt haben. Ich weiß, dass wir alle erschöpft sind. Und mit „Am I in my head or have we all lost it?“ („Bin ich bei Verstand oder haben wir ihn alle verloren?") frage ich mich, ob wir die Substanz der zwischenmenschlichen Verbindung und die Fähigkeit, im Moment ganz präsent zu sein, verloren haben. Der Schreibprozess verlief super mühelos, und meine Co-Autor:innen waren fantastisch.„EAT ME“Die Zusammenarbeit mit Royal & the Serpent bei diesem Song war aufregend und spannend. Ich habe es satt, dass die Leute über mich auf eine Weise denken oder reden, die nicht der Wahrheit entspricht, und ich habe es satt, mich und mein Leben davon beeinflussen zu lassen. Mich als nicht-binär zu outen, war für mich eine Möglichkeit, den Leuten zu zeigen, dass ich nicht die Person bin, für die mich alle halten, sondern die Person, die ich bin. Ich hoffe, dass dieser Song anderen dabei hilft, sich mit ihrer Identität wohler zu fühlen und sich nicht dafür zu schämen, wie sie von anderen wahrgenommen werden.„HOLY FVCK“Das ist der Titelsong des Albums, und dieses Gefühl von Gut gegen Böse zieht sich durch das gesamte Album, mit einigen religiösen Untertönen. Sogar der Titel passt zu diesem Thema, denn „holy“ ist gut und „fuck“ ist böse. Es ist ein extrem sexuell aufgeladener Song, und ich wollte die Phrase auf den Kopf stellen und sagen: „I’m a holy fuck.“ Im Studio dachte ich: „Oh mein Gott, ich kann nicht glauben, dass ich das singe!“„29“Jetzt, wo ich älter bin, hatte ich viel Zeit, über vergangene Erfahrungen in meinem Leben nachzudenken, egal, ob es sich um eine Liebesbeziehung handelte oder nicht. Beim Schreiben habe ich meine Gedanken auf eine Weise ausgedrückt, die ich vorher nicht kannte, und sie in etwas Besonderes verwandelt. Allen, die den Song mit mir geschrieben haben, war klar, dass das Ziel war, anderen zu helfen, und ich finde, das ist uns hervorragend gelungen.„HAPPY ENDING“Ich war in eine hoffnungslose Depression verfallen, bei der ich mich fragte, ob ich vor meinem Tod jemals ein Happy End erleben werde. Die ehrlichste Textzeile, die ich je geschrieben habe, kommt in diesem Song vor: „I got high/You name it, have tried it/Sure, I’m sober now and everybody’s proud, but I miss my vices.“ („Ich war high / Wie auch immer, ich hab alles probiert / Klar, jetzt bin ich nüchtern und alle sind stolz, aber ich vermisse meine Laster.“) Ich hoffe, dass die Leute sich den Song anhören und merken, dass sie nicht allein sind. Das Schreiben dieses Songs war natürlich sehr emotional, aber es war auch sehr befreiend, weil ich diese dunklen Zeiten und Sorgen, die ich hatte, zum Ausdruck bringen konnte – und es am Ende in einem neuen Licht sehen konnte.„HEAVEN“Es gibt einen Bibelvers, Matthäus 5:30, der besagt: „Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, so hack sie ab und wirf sie weg! Es ist besser, verstümmelt zu sein, als unversehrt in die Hölle zu kommen.“ Eigentlich geht es um Selbstbefriedigung und den Leuten ist vielleicht gar nicht klar, dass ich mein eigenes Sexspielzeug habe. Ich gehe sehr offen mit meiner Sexualität um – dafür, dass ich sie erforscht habe, wurde ich als Kind von meiner Kirche in Texas verurteilt. Ich war in einer ziemlich wütenden Phase und hatte gerade eine Menge über mich selbst gelernt. Ich fand heraus, was diese Wut verursachte, und in der Therapie lernte ich, meine Wut zu respektieren. Ich wollte einen Song schreiben, der mir meine Stärke und meine Sexualität zurückgibt, nachdem die Religion sie gegen mich verwendet hatte. Ich liebe den Pre-Chorus, in dem es immer wieder heißt: „Cut it off!“ („Hack sie ab!“), denn wenn man den Bibelvers nicht kennt, der hinter dem Lied steht, fragt man sich: „Was?“ Und dann natürlich der Refrain – „Going to hell because it feels like heaven“ („In die Hölle gehen, weil sie sich wie der Himmel anfühlt“). Auf der Vinyl-Verpackung ist „Matthäus 5:30“ als kleine Anspielung aufgedruckt.„CITY OF ANGELS“Die erste Zeile dieses Liedes sagt alles. Ich lebe seit 15 Jahren in [Los Angeles] und alles scheint alt und langweilig zu sein. Ich habe diesen Song darüber geschrieben, dass ich neue Dinge in der Stadt L.A. erleben möchte, als ob sie brandneu wäre. Es ist definitiv ein sexueller Song, aber er enthält eine Menge Wortspiele. Ein gutes Beispiel dafür ist „Splash Mountain from your hands at Disneyland“. Ich würde diese Stadt gerne aus der Taufe heben, als wäre sie brandneu.„BONES“Es hat mir so viel Spaß gemacht, diesen Song zu schreiben, weil ich bei mir zu Hause war, mit meinen Leuten, und einfach eine gute Zeit hatte. In dem Song geht es darum, dass man sich beim ersten Mal so sehr zu jemandem hingezogen fühlt, dass man ihn am liebsten bespringen würde. Meine Lieblingszeile in diesem Song ist: „Blood racing, heart pounding, like there’s a fucking earthquake“ („Das Blut rauscht, das Herz klopft, als gäbe es ein verdammtes Erdbeben“). Das beschreibt wirklich das Gefühl, sich so sehr nach jemandem zu sehnen, aber man muss sich zurückhalten.„WASTED“Es ist kein Geheimnis, dass ich mit Sucht und Drogen zu kämpfen hatte. Deshalb wollte ich einen Song schreiben, in dem es darum geht, dass es kein größeres Rauschgefühl gibt als das, sich zu verlieben. Der beste Rausch deines Lebens ist der Rausch, den dir jemand anderes beschert. Folgende Zeilen sind für mich so wahr: „Will my heart stop, will I withdraw?/Can I detox if the shoe drops?/I’m wiser, I’m older, I’m clean and I’m sober, so I can’t figure out how I’m wasted.” („Wird mein Herz stehen bleiben, werde ich mich auflösen? Schaffe ich den Entzug, wenn alles schiefgeht? Ich bin weiser, ich bin älter, ich bin clean und ich bin nüchtern, also weiß ich nicht, wie verloren ich bin.“) Ich weiß noch, wie ich das erste Mal bestimmte Drogen ausprobiert habe und dachte: „Wow, wie wird das wohl sein?“ Das ist so ähnlich, wie wenn du dich in eine Person verliebst, von der du weißt, dass sie dein Leben verändern wird. Du bist total besoffen vor Liebe – du fühlst dich vollkommen euphorisch und so glücklich.„COME TOGETHER“Wenn du dir den Text genau anhörst, wirst du feststellen, dass es in diesem Lied nicht nur darum geht, sich zu vereinen und zu einem Ganzen zu werden. Wie bei vielen anderen Songs auf diesem Album, geht es auch hier um Sexualität. Meine Lieblingszeile ist: „Got me closer to the edge than ever/We both want it, but we don’t surrender/And we can make this last forever/But paradise is even better when we come … together.“ („Ich bin näher am Abgrund als je zuvor / Wir wollen es beide, aber wir geben nicht auf / Und wir können es schaffen, dass es ewig hält / Aber das Paradies ist noch besser, wenn wir ... zusammen kommen.“) Die Hook dieses Songs funktioniert hervorragend und ich finde, er hat ein offenes Ende, weil man ihn so auffassen kann, wie man will.„DEAD FRIENDS“In diesem Song erinnere ich mich an die schweren Zeiten, die ich in meinem Leben durchgemacht habe, und daran, wie ich auf diesem Weg vertraute Menschen verloren habe. Der Song beginnt sehr ruhig und langsam, aber im Laufe des Liedes steigern sich das Tempo und die Stimmung. Ich glaube, damit will ich ausdrücken, dass ich trotz der traurigen Botschaft meine Freund:innen und die Zeit, die wir zusammen hatten, würdige. Ich habe am selben Tag, an dem ich den Song geschrieben habe, einen Menschen verloren, der ähnliche Probleme hatte wie ich, was dem Ganzen eine noch größere Bedeutung verleiht.„HELP ME“Das war das Lied, das ich mit Dead Sara an unserem ersten gemeinsamen Arbeitstag geschrieben habe. Ich wollte einen Song als Retourkutsche für die Leute im Internet schreiben, die meinen, sie wüssten, was das Beste für mich ist, und daraus eine Hymne machen, die mir Kraft gibt. Ich glaube, meine Lieblingszeile ist: „Hey, thank you for your useless information/Hey, never satisfied with my explanation/Hey, what’s with your desperate fascination?/Hey, thank you for your useless information.“ („Hey, danke für deine nutzlosen Informationen/Hey, nie zufrieden mit meiner Erklärung/Hey, was ist mit deiner krampfhaften Faszination?/Hey, danke für deine nutzlosen Informationen.“) Ich habe mich so darüber gefreut, das Stück mit Dead Sara zu schreiben, weil sie einen so großen Einfluss auf den Sound dieses Albums hatten. Ich war ganz verliebt in das Album, das sie letztes Jahr veröffentlicht haben, und ich habe sie live gesehen. Wir sind gute Freund:innen von mir geworden, besonders Emily [Armstrong], die Sängerin. Sie bei der Show zu sehen, wie sie ihre Magie entfalten, war der Auslöser dafür, dass ich zu meinen Rock-Wurzeln zurückgekehrt bin.„FEED“Die Botschaft dieses Liedes ist, dass es zwei Seiten in dir gibt, die das Gute und das Schlechte, das Positive und das Negative repräsentieren. Dieser Song erinnert dich daran, dass du die Kontrolle über dein Leben hast und dass jede Seite dir ein anderes Gefühl gibt, also liegt es an dir, zu entscheiden, welche Richtung du einschlagen willst.„4 EVER 4 ME“Die Songs am Anfang des Albums zeigen, wie wütend und traurig ich einmal war, aber zum Ende hin merkt man, dass ich eine Achterbahnfahrt im Leben hinter mir habe und ich letztendlich doch Freude empfinde. Ich durfte das Stück mit einem:einer meiner besten Freund:innen schreiben, was es noch bedeutender macht. Eine meiner Lieblingszeilen in diesem Song lautet: „I can’t wait to hug and thank your mother“ („Ich kann es kaum erwarten, deine Mutter zu umarmen und ihr zu danken“). Denn ich halte es für wichtig, diejenigen zu würdigen, die die Person, die man liebt, großgezogen und ihr beigebracht haben, wie man ein toller Mensch wird. Ich schreibe nicht viele Liebeslieder, aber dieses Lied zeigt, wie hoffnungsvoll die Liebe ist und wie rührselig ich eigentlich sein kann.

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